Nach der Vertreibung aus der Tschechoslowakei gründeten sudetendeutsche Katholiken die Ackermann-Gemeinde. In der frühen Nachkriegszeit verkörperte diese eine von drei politischen Strömungen im sudetendeutschen Spektrum. Sie betrieb auch gegen Widerstände die Annäherung der Vertriebenenverbände an den politischen Mainstream der Adenauer-Ära. Ab den 1960er-Jahren verschoben sich die Schwerpunkte teilweise: Vor allem die Jugend der Ackermann-Gemeinde wandte sich gegen die alte „Heimatpolitik“. Als neue Aufgabe kam zudem die grenzüberschreitende „Osthilfe“ für Katholiken in der kommunistischen Tschechoslowakei hinzu. Durch diese Vorgeschichte hatte die Ackermann-Gemeinde nach 1989 in Tschechien eine hohe Reputation und konnte sich inmitten hitziger vergangenheitspolitischer Debatten weiter als Vordenkerin einer deutsch-tschechischen Versöhnung profilieren. Diese Studie beleuchtet das Wirken der Ackermann-Gemeinde insbesondere in ihren grenzüberschreitenden Bezügen. Sie basiert auf umfangreichen Archivrecherchen in Deutschland und in Tschechien – unter anderem von Akten der tschechoslowakischen Staatssicherheit, die diese bedeutende sudetendeutsche Organisation über Jahrzehnte beobachtete.
Der Autor
Niklas Zimmermann ist Historiker und Journalist. Er studierte Zeitgeschichte, Osteuropastudien sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Freiburg (Schweiz) und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Weitere Informationen zur Schriftenreihe "Veröffentlichungen des Collegium Carolinum".