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23. 10 2024

Ulrike Becker: Nazis am Nil - und ihre Verbindungen nach Prag

Im nächsten Prager Vortrag am 23. Oktober spricht Ulrike Becker über die Verbindungen zwischen der westdeutschen Außenpolitik in Ägypten, dem Erbe des Nationalsozialismus und Prag.

Ort: Prager Außenstelle des Collegium Carolinum (Valentinská 91/1, Praha, 3. Stock)

Der Vortrag wird auch via Zoom übertragen.

 

Das Collegium Carolinum,
das Deutsche Historische Institut Warschau und
die Plattform GWZOpragueFLÚ laden
in Zusammenarbeit mit dem Institut Terezínské iniciativy
zu dem Vortrag von

 

DR. ULRIKE BECKER (AACHEN)

Nazis am Nil – und ihre Verbindungen nach Prag

 

am Mittwoch, 23. Oktober 2024, 17.00 Uhr ein.

Der Vortrag findet in der Valentinská 91/1, 3. Stock statt und wird über Zoom übertragen. Bei Interesse an dem Link wird gebeten, sich an florian.ruttner@collegium-carolinum.de zu wenden.

 

Die westdeutschen Beziehungen zu Ägypten wurden in der Nachkriegszeit geprägt von Akteuren, die in ihren mentalen Orientierungen und politischen Überzeugungen von den Erbschaften des Nationalsozialismus geprägt waren. Beamte aus dem alten Auswärtigen Amt, die während des Zweiten Weltkriegs eine antiwestliche und antisemitische Politik mitgestaltet hatten, nahmen Einfluss auf die politische Verortung der Bundesregierung im Konflikt zwischen Ägypten und Israel im Kontext des Kalten Krieges. Aber auch nichtstaatliche Akteure, wie ehemalige Nationalsozialisten und Wehrmachts-Generale, sowie Mitglieder der nationalsozialistischen Rüstungselite gestalteten als zentrale Akteure die deutsch-ägyptischen Beziehungen der Nachkriegszeit. Dabei spielte auch ein ehemaliger SS-Führer eine entscheidende Rolle, der während des Zweiten Weltkrieges für die „Reichswerke Hermann Göring“ die enteignete tschechische Rüstungsindustrie kontrollierte. Auch einige der deutschen Rüstungsexperten, die in den 1960er Jahren Kampfflugzeuge und Raketen für Ägypten bauten, hatten als Sudentendeutsche eine Verbindung nach Prag. Von ihrem Selbstverständnis her selbst „Vertriebene“, identifizierten sich in Ägypten einige von ihnen mit dem Schicksal der Palästinenser. Der Vortrag beleuchtet, inwiefern die deutsch-ägyptischen Beziehungen von der NS-Vergangenheit geprägt waren und wie nach dem Zweiten Weltkrieg eine transformierte Form des Antisemitismus entstand.

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Ulrike Becker studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in Hamburg und wurde an der Universität Jena über die deutsch-ägyptischen Beziehungen in der Nachkriegszeit promoviert. Ihre Dissertation erschien unter dem Titel „Nazis am Nil – die westdeutsch-ägyptischen Beziehungen der Nachkriegszeit im Schatten des Nationalsozialismus“ im Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. Sie arbeitet als Forschungsleiterin im Mideast Freedom Forum Berlin (MFFB), wo sie Konzepte für die antisemitismuskritische Bildungsarbeit entwickelt und für Forschung und politische Beratung verantwortlich ist. Seit 2023 ist sie Research Fellow am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Aachen.