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09. 03. 2023
MÜNCHEN

Ankommen im Dialekt - Abendvortrag zur sprachlichen Integration der Vertriebenen nach 1945

 

Donnerstag, 9. März 2023, 18.00 Uhr

Lesung und Buchvorstellung

Adalbert-Stifter-Saal, Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München

 

Ankommen im Dialekt. Vertriebene aus den böhmischen Ländern, Schlesien und der Slowakei als Lerner des mecklenburgischen Plattdeutsch

Unter den vielen deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Norddeutschland angesiedelt wurden, war auch eine große Zahl von Menschen aus den böhmischen Ländern, aus Schlesien und der Slowakei. Wie arrangierten sich diese Menschen aus mittel- und oberdeutschen Herkunftsgebieten sprachlich mit ihrem neuen Lebensumfeld, das damals noch stark vom Niederdeutschen (= Plattdeutschen) geprägt war? Die übliche Antwort auf diese Frage lautet: Die immigrierten Vertriebenen ebenso wie die alteingesessenen Norddeutschen nahmen vom Gebrauch ihrer jeweiligen Dialekte rasch Abstand und trafen sich sprachlich im überregionalen Hochdeutschen.

Umfangreiche Zeitzeugenbefragungen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen dagegen ein anderes Bild. Demnach passten sich viele der Zuwanderer sprachlich an ihr neues Sprachumfeld an, indem sie das mecklenburgische Niederdeutsch lernten und sprachen. Der Vortrag fragt nach dem Umfang des Niederdeutscherwerbs bei Vertriebenen und beleuchtet die Rahmenbedingungen und Motive für das Erlernen des norddeutschen Dialekts. Grundlage der Untersuchung sind 90 Zeitzeugeninterviews und Sprachtests, die 2010 bis 2015 in der Umgebung von Rostock durchgeführt wurden und in der gerade erschienenen zweibändigen Geschichte der mecklenburgischen Regionalsprache seit dem Zweiten Weltkrieg ausgewertet wurden.

Für seine hervorragenden Forschungsleistungen hat die Carl-Toepfer-Stiftung Klaas-Hinrich Ehlers 2022 den „Fritz-Reuter-Preis" verliehen. Sein Forschungsprojekt „Sprachwandel in den Zuwanderungsgebieten von Flucht und Vertreibung. Sprachgebrauch und Sprachwahrnehmung bei Alteingesessenen und immigrierten Vertriebenen in Mecklenburg seit 1945“ bearbeitete Ehlers von 2020 bis 2022 am Collegium Carolinum. Die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Untersuchung schließt thematisch an zwei frühere Projekte an, die ebenfalls am Collegium Carolinum angesiedelt waren.

 

Eintritt frei

Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und des Collegium Carolinum.

 

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