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06. 12. 2023
PRAHA

Thomas Süsler-Rohringer: Disability, Nation und Doppelmonarchie. Behinderung und Sozialpolitik im Habsburgerreich 1880–1918

Im Rahmen der "Prager Vorträge" erläutert Thomas Süsler-Rohringer am Mittwoch, 6. Dezember 2023 um 17.00 in der Prager Außenstelle (Valentinská 91/1, 3. Stock, 110 00 Prag), die Dynamiken der Sozialpolitik in der späten Habsburgermonarchie.

Der Vortrag wird auch über Zoom übertragen.

Bei Interesse an dem Link wird gebeten, sich an florian.ruttnerwhatever@collegium-carolinum.de zu wenden.

 

Das Collegium Carolinum,
das Deutsche Historische Institut Warschau und das
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur im östlichen Europa laden
in Zusammenarbeit mit dem Historický ústav AV ČR, v. v. i.
zu dem Vortrag von

 

DR. THOMAS SÜSLER-ROHRINGER (MÜNCHEN)

 

Disability, Nation und Doppelmonarchie. Behinderung und Sozialpolitik
im Habsburgerreich 1880 – 1918

 

am Mittwoch, 6. Dezember 2023, 17.00 Uhr ein.

Der Vortrag findet in der Valentinská 91/1, 3. Stock statt und wird über Zoom übertragen. Bei Interesse an dem Link wird gebeten, sich an florian.ruttner@collegium-carolinum.de zu wenden.

 

Nach der Jahrhundertwende wurden in kurzer Abfolge zwei Einrichtungen für Kinder mit körperlichen Behinderungen in Böhmen gegründet, die eine für tschechisch-, die andere für deutschsprachige Kinder. Im Ersten Weltkrieg wurden sie zu Institutionen der Re-Integration kriegsversehrter Soldaten umgewandelt. Diese beiden lokalen Initiativen zur Behandlung von unterschiedlichen Formen von „Behinderung“ geben Einblicke in die Entwicklung und Grenzen staatlicher Sozialpolitik im Habsburgerreich seit dem späten 19. Jahrhundert. Diese galt lange Zeit als von Stagnation geprägt. Denn nach einer Pionierphase Ende der 1880er Jahre, als in der „österreichischen“ Reichshälfte eine staatliche Unfall- sowie Krankenversicherung eingeführt wurden, blieben weitere Versicherungszweige weitgehend aus - anders als in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Gerade wie man „Behinderungen“ zeitgenössisch deutete und behandelte, gibt jedoch Einblick darin, wie sich auf dem Feld der Sozialpolitik unter der Oberfläche institutioneller Kontinuität bedeutende Verschiebungen auf der Ebene sozialer Praktiken vollzogen. Der Vortrag beleuchtet das paradoxe Zusammenspiel von Kontinuität und Veränderung sowie die ambivalente Rolle lokaler (böhmischer) Akteure und Akteurinnen in der Verschiebung (zentral-)staatlicher Handlungsräume im Bereich der Sozialpolitik zwischen 1880 und 1918.

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Dr. Thomas Süsler-Rohringer ist seit Januar 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Projekthaus Europa an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Davor war er als Doktorand der Technischen Universität Berlin Promotionsstipendiat der International Max Planck Research School „Moral Economies of Modern Societies“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Junior Fellow des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien. Jüngst erschien seine Dissertation bei Vandenhoeck & Ruprecht unter dem Titel „Kriseninduzierte Kontinuität. Soziale Sicherung und die Re-Integration Kriegsversehrter im Habsburgerreich 1880-1918“ (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 248), Göttingen 2023.