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01. 07. 2024

Hans-Lemberg-Vorlesung: Konturen des slowakischen Nationalkommunismus vor 1989

 

Am 1. Juli 2024 wird um 18 Uhr im Adalbert-Stifter-Saal (Hochstr. 8, München) die nächste Hans-Lemberg-Vorlesung stattfinden. Docent PhDr. Michal Pullmann, PhD. (Prag) spricht über „Konturen des slowakischen Nationalkommunismus vor 1989“.

 

Der Vortrag stellt zunächst zwei zentrale Protagonisten des slowakischen Nationalkommunismus der 1970er und 1980er Jahre – den Staats- und Parteichef Gustáv Husák und den Kulturpolitiker und Schriftsteller Vladimír Mináč – und ihr politisches Denken vor. Was waren ihre zentralen Themen, wie verknüpften sie das nationale und das kommunistische Narrativ und mit welchen argumentativen Strategien verbreiteten sie ihre Thesen? Im zweiten Schritt werden diese Denkweisen im breiteren kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext der Zeit diskutiert. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung der slowakischen Bildung und Kultur und den gesellschaftlichen Wandel, der sich nach 1968/69 vollzog. Gefragt wird auch nach der Neuformulierung der "zivilisatorischen Leistung" des Sozialismus und den Zukunftsvisionen in den "langen" 1970er Jahren. Schließlich wird ein Erklärungsmodell für die Frage angeboten, warum die slowakischen Nationalkommunisten nach 1989 Teil des neuen nationalen Konsenses wurden, ja diesen sogar stifteten.

Docent PhDr. Michal Pullmann, PhD. (geb. 1974) ist ein tschechischer Historiker und am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag tätig. Von 2018 bis 2022 war er Dekan der Fakultät. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Gesellschaftsgeschichte des Staatssozialismus, die Geschichte der Geschichtsschreibung und die Methodologie der Geschichte. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Konec experimentu. Přestavba a pád komunismu v Československu [Das Ende des Experiments. Die Perestrojka und der Fall des Kommunismus in der Tschechoslowakei] (2011); mit Volker Zimmermann hat er den Band Ordnung und Sicherheit, Devianz und Kriminalität im Staatssozialismus. Tschechoslowakei und DDR 1948/49-1989 herausgegeben (2014); mit Pavel Kolář verfasste er das Buch Co byla normalizace. Studie o pozdním socialismu [Was war die Normalisierung. Studien zum Spätsozialismus] (2017); mit Christiane Brenner und Anja Tippner hat er den Band After Utopia. Tschechoslowakische Normalisierung zwischen Experiment und Erfahrung, 1968-1989 veröffentlicht (2022).

 

Hans-Lemberg-Vorlesungen

Die Hans-Lemberg-Vorlesungen sind dem Gedenken an den 2009 verstorbenen Osteuropahistoriker Hans Lemberg gewidmet. Sie werden gemeinsam von der Universität Marburg, dem Herder-Institut und dem Collegium Carolinum in München getragen und finden abwechselnd alle zwei Jahre an den beiden Hauptwirkungstätten Hans Lembergs in Deutschland – Marburg und München – statt.

Ziel der Hans-Lemberg-Vorlesung ist es, eine kritische Multiperspektivität mit dem intensiven Dialog mit den Nachbarn Deutschlands in Ostmitteleuropa zu verbinden. Damit gilt es eine Tradition fortzuführen, die wesentlich durch die Aktivitäten von Hans Lemberg mitbegründet worden ist: Durch das Zugehen aufeinander das gegenseitige Verständnis zu fördern und für die Sichtweisen der jeweils anderen Seite zu sensibilisieren.